Schon mehr als drei Stunden auf. Und das an einem Sonntag! Wach bin ich sogar noch länger; genoss die Stille des Morgens, bedauerte leise den bevorstehenden Abschied vom Liebsten, schnupperte seinen Duft und beschloss, nicht nervös zu werden. Na ja, so richtig hat das leider nicht geklappt mit der Nicht-Nervosität – dafür alles andere. Ich sitze bereits im Bereich A40 und warte aufs Einboarden.
Die kurzen Schreckensmomente vorhin sind bereits Vergangenheit, die Irgendlinks Frage folgten, der mich im Mietauto zum Hamburger Flughafen fuhr. Die Frage nämlich, ob ich das Ticket griffbereit hätte.
Ticket? Ooops, nö! Also echt! Dabei hab ich so clever gepackt.
Mach dir keine Sorgen. Entweder du guckst nachher nach, wenn wir ankommen oder du checkst ohne ein. In Santiago, vor anderthalb Jahren, hat das problemlos funktioniert.
Okay, sag ich und entspanne mich.
Die Schlange am Schalter 8 ist lang, sehr lang sogar. Ich bin verwirrt. Hier wird zuerst am Automaten eingecheckt, doch das funktioniert ohne mein E-Ticket nicht, das irgendwo in meinem großen Rucksack schlummert. Ohne Boardingpass kann ich jedoch mein Gepäck nicht einchecken. Was nun? Muss ich mitten in der Halle nun meinen Rucksack auspacken und das Ticket suchen, wie es vor zehn Tagen eine junge Frau auf dem Zürcher Flughafen vorgemacht hat? Die nette Dame am Automaten weiß Rat und schleust Irgendlink und mich an der Schlange vorbei vor die guten alten traditionellen Schalter.
Hier nehmen wir Abschied, denn Flughafenparking ist teuer. Snieff.
Am Schalter werde ich sehr nett mit Boardingpass ausgestattet und zum Sperrgut-Band weitergeleitet. Mein nicht so ganz stromlinienförmiger Großrucksack wird dort geröngt und für gut befunden. Puh! Ein Kilo leichter als vor zehn Tagen ist er auch, obwohl noch mehr Bücher drin sind.
Bei der Handgepäckkontrolle werde ich „rot“ angezeigt, weiß der Geier wieso, und so werde ich zusätzlich mit dem Handröntggerät ausgetestet. Sogar in den Hosenbund grabscht die Dame ohne meine Frage nach dem Grund der Suche zu beantwortet. Die Frau vor mir muss sogar die Schuhe ausziehen. Ein beklemmendes Gefühl, obwohl sie natürlich nichts findet. Was auch?
Wie ich so zum Gate spaziere, schnell den Liebsten anrufe und nichts mehr tun kann, als abzuwarten, fällt die Anspannung und Nervosität von mir ab. Müdigkeit macht sich breit. Vor der Scheibe Sonne und Wolken. Der SWISS-Flug landet und spuckt Menschen aus.
Wo bin ich? Verwirrt schaue ich mich um. Ein bisschen wie nach dem Kino, wenn ich wieder auf der Straße stehe.
Einboarden jetzt!